Arbeitskreis Medizingeschädigter
BUNDESVERBAND -AKMG- e.V.

in Kooperation mit dem Privaten Netzwerk Medizingeschädigter


DREI JAHRE NACH MYSTERIÖSEM TOD IM KRANKENHAUS

Verfahren wurde auf Drängen der Eltern erneut aufgenommen

Freies Wort, 24.06.2005


NEUHAUS / OBERWEISSBACH Heute vor drei Jahren starb der 19-jährige
Christian Finn aus Oberweißbach im Neuhäuser Krankenhaus auf mysteriöse
Weise. Auf dem Totenschein war "unnatürlicher Tod durch Herzstillstand"
vermerkt (Freies Wort berichtete mehrfach). Noch immer ermittelt die
Staatsanwaltschaft. Noch immer warten die Eltern auf eine Antwort zu
Ursachen und zum Geschehen in der Todesnacht.

Zur Erinnerung: Nach einem Verkehrsunfall auf der B 281 wird der
Jugendliche unter Vollnarkose am Arm operiert und ins Bett gelegt. Am
nächsten Morgen findet man ihn dort tot auf. Bis heute ist die
Todesursache ungeklärt. Heike und Rainer Finn, Christians Eltern,
erfahren danach kaum etwas, auch nicht den Todeszeitpunkt ihres Sohnes.
Sie wissen aber, dass es lückenhafte Aufzeichnungen in der Klinik gab,
keine ordnungsgemäße Information an die Ermittlungsbehörden und eine nur
zurückhaltende und wage Schilderung von der Gerichtsmedizin.

Außer ihnen, so ihr Eindruck, interessiert es über Monate auch
niemanden, warum ein sonst völlig gesunder 19-Jähriger in einem
Krankenhaus unbemerkt versterben kann. Die Staatsanwaltschaft Meiningen
beauftragt zwar einen Gutachter, der den Ärzten in der Klinik in diesem
Fall -schwerwiegende Fehler- bescheinigt, schließt das Verfahren aber,
ohne auch nur ansatzweise die Widersprüche und Hintergründe zu
beleuchten. Die Finns sind entsetzt.

Vieles nie geklärt

Über ihren Anwalt und die Generalstaatsanwaltschaft erreichen sie im
März 2004 eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Heike Finn blickt zurück:
- Private Gutachter wiesen auf eine ganze Reihe von ungeklärten Punkten
hin. Trotzdem legte dieselbe Staatsanwältin den Fall im Juni vergangenen
Jahres erneut ungeklärt zu den Akten.- Die Eltern des toten Jungen aber
lassen nicht locker und stehen zu ihrem Leitspruch: "Wir kommen erst zur
Ruhe, wenn wir wissen, warum Christian starb."

Rätsel um ein EKG

Und wieder erreicht das leidgeprüfte Oberweißbacher Ehepaar über den
Generalstaatsanwalt, dass das Verfahren im Dezember 2004 fortgeführt
wird, nun schon zum zweiten Mal. Heike und Rainer Finn geben die
Hoffnung nicht auf, dass die Ungereimtheiten und offenen Fragen endlich
geklärt werden, indem diejenigen befragt werden, die die Hintergründe
kennen. Ihren Worten zufolge ist zum Beispiel offen, ob in der Neuhäuser
Klinik ein EKG angefertigt wurde oder nicht. Wenn ja - aus welchem Grund
wurde es dann vernichtet?

Das Verfahren läuft nun wieder seit Anfang dieses Jahres - bisher
ergebnislos. Die Finns hoffen, dass die zuständige Staatsanwältin
diesmal etwas Licht in das Dickicht der Widersprüche bringt. Private
Gutachter, meist Unfallspezialisten anderer Kliniken, haben ihrer
Meinung nach genug Klärungsbedarf reklamiert.

Es tröstet die Eltern wenig, wenn Unfallmediziner anderer Kliniken ihnen
bestätigen, ihre Patienten in vergleichbaren Situationen wesentlich
gewissenhafter zu überwachen - aus Erfahrung. Aber vielleicht liegt
genau hier das Problem, dass in deutschen Kliniken viel zu
unterschiedliche Maßstäbe an die Überwachung von Unfallpatienten
angelegt werden.

"Sohn könnte leben"

Heike Finn ist sich sicher: "Die Gutachten bestätigen, dass unser Sohn
heute noch leben könnte, wenn man seinen Zustand überwacht hätte. Wäre
der Herzstillstand - wodurch auch immer verursacht - rechtzeitig bemerkt
worden, hätten sofort erfolgreiche Maßnahmen zur Wiederbelebung
eingeleitet werden können." Sie frage sich, warum lebensrettende
Maßnahmen anderer Kliniken nicht allgemein zum Maßstab in Deutschland
werden können. Und warum ein Erfahrungsaustausch der Spezialisten nicht
wenigstens nach solch tragischen Ereignissen angestoßen wird.

Diese und ähnliche Fragen berühren nicht nur Christians Eltern,
Verwandte und Freunde, sondern viele Hinterbliebene und selbst
Betroffene ärztlicher Unzulänglichkeiten. Für sie wurden verschiedene
Foren und Interessenverbände ins Leben gerufen. Rainer Finn meint: "Nur
wer an die Öffentlichkeit geht und den massiven Gegenwind der Justiz und
der ärztlichen Interessenvertreter nicht scheut, kann etwas erreichen."

Nun Ansprechpartner

Eine dieser Organisationen ist der Arbeitskreis Medizingeschädigter
BUNDESVERBAND -AKMG - e.V., der neben dem Erfassen solcher Fälle auch
konkrete, z.B. kostenlose anwaltliche Hilfe bietet. Zur Zeit haben zwölf
Arbeitskreise Deutschland weit ihre Tätigkeit aufgenommen. Für die
Region Sonneberg ist Heike Finn Ansprechpartner des AKMG. Über sie
können Informationen bezogen und Kontakte zum Bundesverband hergestellt
werden:

Heike.Finn@gmx.de oder kontakt@akmg.de

Der Bundesverband arbeitet eng mit dem seit längerem aktiven Privaten
Netzwerk Medizingeschädigter zusammen. Hier haben Betroffene die
Möglichkeit, ihre Fälle darzustellen. Diese Plattform leistet damit
einen Beitrag zum Erfahrungsaustausch für Geschädigte und Mediziner
gleichermaßen. Anliegen ist es, einen wirksamen Beitrag zur Aufklärung
und Vermeidung von Behandlungsfehlern, die oft tödlich enden, zu
leisten. GEORG SCHMIDT


Weitere Informationen gibt es unter www.christian-finn.de





Werden Sie Mitglied und/od. unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende.
Der AKMG e.V. ist als gemeinnützig anerkannt.
Sie können Ihren Beitrag/Ihre Spende steuerlich absetzen.

Förderantrag / Beitrittserklärung ....>>>



[ Impressum | Haftungsausschluss / Disclaimer | Kontakt ]

© 2005 by Arbeitskreis Medizingeschädigter BUNDESVERBAND -AKMG- e.V.