Arbeitskreis Medizingeschädigter
BUNDESVERBAND -AKMG- e.V.

in Kooperation mit dem Privaten Netzwerk Medizingeschädigter

Die Mauer des Schweigens durchbrechen


Gmünder Tagblatt 19.12.2003

Pro Jahr läutet rund 15 000 mal das Telefon bei der Notgemeinschaft Medizingeschädigter. Tipps sind gefragt, Trost ebenfalls. Denn es geht um Fehlbehandlungen. Was Monika Hauser, die Vorsitzende dieser Notgemeinschaft, immer wieder betont: "Es geht nicht darum, Ärzte an den Pranger zu stellen." Doch auch Opfer von Kunstfehlern brauchten eine Lobby.

Mittlerweile hat die Notgemeinschaft Medizingeschädigter die am 15. Juni 1995 gegründet wurde, 441 Mitglieder. Eine Zahl, die für sich spricht meint Hauser. Schließlich verberge sich hinter jeden einzelnen Mitglied ein Leidensweg, eine bittere Erfahrung. Sogenannte Kunstfehler von Ärzten seien keine Seltenheit. Deshalb wollte die Notgemeinschaft ein Patientenschutzgesetz durchsetzen.

"Wir wollen ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Arzt und Patient schaffen", erklärt Doris Mayle, die sich in Welzheim für die Gruppe engagiert. Ziel ein "offener Umgang miteinander und keine Tür, die im Schadensfall vor der Nase des Patienten zugeschlagen wird." Anstatt sich nach einer bitteren Erfahrung in die Isolation zu begeben, sollten Geschädigte zum Telefon greifen. Denn die Notgemeinschaft will mit Rat und Tat helfen.

"Es tut oft schon gut, über das Problem zu reden, auf ein offenes Ohr zu stoßen", weiß Doris Mayle. Sie ist es auch, die in Welzheim die Telefonstützstelle betreibt. Unter der Nummer 07182-8845 können sich Opfer von Kunstfehlern jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr Rat holen.

Die Geschäftsstelle des Vereins findet sich in Isny 07562-3995. Auch im Internet ist die Gruppe präsent: www.ngm-bw.de

Außerdem organisiert die Notgemeinschaft Infoveranstaltungen, bei denen sich der Verein nicht nur vorstellt, sondern auch Vertretern aus der Ärzteschaft, Krankenkassen und Anwälten das Wort gibt. Was wiederum unterstreicht, dass der Verein alle Parteien an einem Tisch vereinen will. Eine solche Info-Veranstaltung ist zum Beispiel im Frühjahr im Großraum Aalen geplant. Aufklären statt schweigen, auf Probleme aufmerksam machen statt diese zu vertuschen, lautet die Devise.

Betroffenen rät die Notgemeinschaft, medizinische Fehler sofort bei der Krankenkasse zu melden. Weiter sollte jeden Tag ein Gedächtnisprotokoll geschrieben werden. Wichtig sei es, Fakten zu schaffen, fügt Doris Mayle an. Bei den oft zermürbenden Verhandlungen mit Anwälten, Ärzten oder Versicherungen seien vor allem Belege gefragt. "Der Kampf um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung ist schwer", weiß Mayle aus eigener Erfahrung. So ist das Angebot der Notgemeinschaft um so wichtiger: Hilfe zu Selbsthilfe.

Doch steht der Verein den Mitgliedern auch vor Gericht bei. Denn "erschreckend" sei die Vielzahl der Schädigungen bei Mitgliedern. "Und ebenso erschreckend sie die Vielfalt der taktischen Finessen und Strategien der betroffenen Haftpflichtversicherungen. Dennoch stehe im Mittelpunkt nicht die Absicht mit Polemik Gräben aufzureißen, sondern ein partnerschaftliches Miteinander von Arzt und Patient - mit gegenseitigem Respekt - zu erreichen", verdeutlicht Doris Mayle

Von Anja Jantschik





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